Angeregt von einem Schreibworkshop der Filmemacherin und Autorin Doris Dörrie im grünen Bregenzerwald begann ein Erinnerungs- und Schreibprozess, der sich bei mir zu Hause im Oberen Mühlviertel fortsetzte. Durchwoben mit langen Spaziergängen in der Natur, dem Kochen für die Familie und gemütlichen Lesezeiten daheim. Vieles hat sich durch die Lockdowns während der Pandemie auf weniges – das trotzdem nicht weniger wichtig ist – reduziert.

Durch das Schreiben am Küchentisch, das Nachkochen von Rezepten aus dem Kochbuch meiner Mutter und die Impressionen der Landschaft begannen viele Erinnerungen „aufzuploppen“, die ich scheinbar schon vergessen hatte. Ich bin als Kind in den 1970ern auf einem Bauernhof im Oberen Mühlviertel aufgewachsen. Die kleinen Geschichten, die ich erzähle, mögen unspektakulär sein, doch in meiner Welt waren sie Alltag und Abenteuer zugleich.

Der reduzierte Lebensstil meiner Kindheit hier im Norden Österreichs wäre heute wieder sehr modern. Man könnte ihn als „nordischen Lifestyle“ bezeichnen. In Schweden gibt es für diese Lebensart den Ausdruck „lagom“, was so viel heißt wie „gerade richtig“. Die Mühlviertler*innen würden dazu net zweng und net zvü oder gråd recht sagen. Aus diesem Kontext heraus kommt zum einen das Nordkind im Buchtitel vor, zum anderen, weil ich ein Kind des Nordens Österreichs bin. Als erwachsene, halbwüchsige und kleine Christine werde ich durch das Buch und in die Gegend des Oberen Mühlviertels führen, mit meinem persönlichen Blick auf diese Gegend und die Menschen. Ich lasse dich manchmal auch gemeinsam mit meinen Geschwistern teilhaben: bei den Streifzügen durch die Landschaft und beim Entdecken der Mühlviertler Kostbarkeiten. Ich verrate dir schöne Plätze, teile Rezepte aus dem Kochbuch meiner Mutter und stelle Betriebe mit Nischenprodukten vor, die ich bezeichnend für das Obere Mühlviertel finde.

Und wie kommt der Bemwind in den Titel? Rau ist die schöne Gegend hier im Norden Österreichs mit den entlegenen Ortschaften und alleinstehenden Höfen und Häusern manchmal schon. Und der böhmische Wind, der ab und zu über unsere Fluren streift, auch … Nordkind und Bemwind. Eines sei an dieser Stelle noch vermerkt, denn das bringt die subjektive Betrachtung der Vergangenheit bestimmt mit sich: Manche Erinnerungen, an denen ich dich teilhaben lasse, sind nostalgisch verklärt, das meiste entspricht den Tatsachen, einiges wird nicht erzählt und manches hat sich vielleicht ein wenig anders zugetragen. Vielleicht öffnet dir dieses Buch ein Fenster in eine Welt, in der vieles, wenn auch nicht alles, gråd recht ist. Lassen wir uns überraschen.